Olaf Strassmann führte eine Reihe von Gesprächen

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Published on Tuesday, 01 July 2014

Olaf Strassmann im Friedrichgymnasium AltenburgNach vierzehntägigem Aufenthalt ist der 1932 in Zechau-Leesen geborene Olaf Strassmann am Montag dieser Woche wieder nach Israel zurückgekehrt. Der bescheidene Zeitzeuge hatte nicht nur seine alte Heimat besucht, sondern stand im Rahmen eines von der Stiftung „Erinnerung-Verantwortung-Zukunft“ (EVZ) geförderten Projekts auch gleich mehrfach für Zeitzeugengespräche zur Verfügung.

Stets betonte der Sohn einer katholischen Mutter und eines jüdischen Vaters, dass Altenburg für ihn nach wie vor die Heimat ist – auch wenn er bereits seit fast 66 Jahren im israelischen Rehovot lebt. Immer wieder kehrt Olaf Strassmann gern in seine Heimat zurück. Und auch diesmal war der Terminplan des 82-Jährigen wieder mehr als voll.

Neben einigen Gesprächen mit Freunden und Bekannten genoss es Olaf Strassmann, durch die Altenburger Innenstadt zu gehen – besonders das Areal um den Großen Teich stand immer wieder auf dem Besuchsplan. Aber Olaf Strassmann ist nicht nur ein Botschafter für die Stadt Altenburg, er ist auch wichtiger Zeitzeuge. Denn bereits in frühester Kindheit wurde er ausgegrenzt, angefeindet und später war sogar sein Leben bedroht: 1938 aus der öffentlichen Schule verwiesen, musste Olaf Strassmann zeitweise im Jüdischen Kinderheim in Leipzig leben, um die Ephraim-Carlebach-Schule besuchen zu dürfen. Später hatte er in Altenburg den brandmarkenden „Judenstern“ zu tragen, kam 1943 mit seinem jüngeren Bruder Joachim erst in eine Waisenstation des Jüdischen Krankenhauses in Berlin und von dort ins Ghetto Theresienstadt. Hier standen beide später auf einer Deportationsliste nach Auschwitz und konnten nur knapp – und nur durch die Intervention Olaf Strassmanns – dem Tode entfliehen. Der Familienvater war schon 1941 umgekommen, Augenzeugen berichteten später von einer Erschießung.

Bei all den Schicksalsschlägen, die Olaf Strassmann schon beginnend ab dem sechsten Lebensjahr erleiden musste, mag es verwundern, dass er beim Erzählen seiner Geschichte immer wieder ein verschmitztes Lächeln aufsetzt und die schrecklichen Informationen durch eine witzige Anekdote erträglicher macht. Diese Erfahrung durften in der Vorwoche Schüler des Christlichen Spalatin- und des Friedrichgymnasiums machen, denen Olaf Strassmann Rede und Antwort stand. Und der Kommunalpolitische Ring Altenburger Land e.V. (KORA) ließ ein Gespräch mit dem bescheidenen Zeitzeugen audiovisuell aufzeichnen. Das Zeitdokument soll noch aufgearbeitet werden und könnte später in Schulprojekten Einsatz finden. Neben seiner frühen Kindheit in Altenburg, dem Verlust des Vaters, der Schulausweisung, den Tagen im Kinderheim, der Zeit im Berliner Waisenheim, den Erfahrungen im Ghetto Theresienstadt und der Rückkehr nach Altenburg werden auch die ersten Nachkriegsjahre in Rositz und die Ausreise thematisiert.

Die vielen – auch individuellen – Gespräche mit Olaf Strassmann haben bleibenden Eindruck hinterlassen und die vielen Geschichten – egal ob erschreckend, ergreifend oder amüsant – werden den KORA-Mitgliedern noch lang im Gedächtnis bleiben.

Der Verein möchte sich herzlich bei allen Beteiligten für die erfolgreiche Durchführung des Zeitzeugenprojekts bedanken. Neben Olaf Strassmann, der einenOlaf Strassmann bei der Aufzeichnung des Zeitzeugengesprächs, Foto: Christian Repkewitz beeindruckenden und umfassenden Einblick in sein Leben geboten hat, gilt auch besonders Dr. Christa Grimm großer Dank, die die Begegnung mit vorbereitete und begleitete. Ebenfalls gedankt sei der Stadt Altenburg, dem Christlichen Spalatin-Gymnasium, dem Friedrichgymnasium und dem Parkhotel Altenburg für die Mitwirkung sowie der Stiftung Erinnerung-Verantwortung-Zukunft (EVZ) für die finanzielle Unterstützung.

Der Kommunalpolitische Ring Altenburger Land e.V. wendet sich neben der Aufbereitung der Erlebnisse der Zeitzeugenbegegnung auch neuen Projekten zu. Auf dem Terminplan stehen für die KORAner ein vereinsinternes Sommerfest, eine Mitgliederversammlung mit der Neuwahl des Vorstands, ein Stadtrundgang zum 25. Jahrestag der friedlichen Revolution, eine Buchpräsentation im Spätherbst und die Ausgestaltung des Pogromnacht-Gedenkens.


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